Fans und Politik

Fans und Politik

Unsere Weltwahrnehmung wird beeinflusst von etlichen Annahmen und angeblichen Wahrheiten. Wir hinterfragen sie nicht weiter, nehmen sie als gegeben, natürlich und oft unabänderbar. Dabei reproduzieren wir diese Annahmen und festigen sie immer weiter, bis sie bald in ihrem Geltungsanspruch unantastbar scheinen.

Es gibt Bereiche, in denen ein vereinfachtes „Das ist eben so“ alle Argumente ausstechen kann, in denen wir längst zu müde geworden sind, zu fragen und nicht mehr wissen wollen, was sich hinter der vermeintlichen Wahrheit versteckt, die uns in simplen Überlegungen die Welt erklären will.

Wir benutzen unentwegt einen vorgefertigten Blickwinkel, damit wir wieder und wieder dasselbe sehen und die gleichen Antworten finden. Doch damit bewegen wir uns im Kreis, eine Außenperspektive kann kaum gelingen, obwohl genau dieser verschärfte Blickwinkel oftmals nötig wäre, sich von allzu vereinfachten Alltagsweisheiten zu befreien.

Es gilt, viele als naturgegeben geltende Realitäten in ihrem Konstruktionscharakter zu entlarven und kenntlich zu machen. Gängige Diskurse über Nation, Geschlecht oder Rasse können letztlich nur über ihre Funktionsweisen und Hintergründe aufgebrochen werden.

Für uns heißt das: Wir wollen nicht Toleranz für das Andere, das Fremde, predigen, sondern wir wollen aufhören, in vielem etwas Anderes, Fremdes zu sehen. Klingt vielleicht kompliziert, aber letztlich wollen wir nur an die Wurzeln von Differenz und sie gezielt dekonstruieren.

Wir wissen, dass sich tragende Diskurse nicht ganz einfach auflösen lassen, sie haben die Fähigkeit, Risse und Widersprüche in sich aufzunehmen und ihren Ideen gemäß neu darzustellen, dennoch glauben wir an die Kraft des Faktors Sichtbarkeit. Die Sichtbarkeit von Mechanismen und damit der Wechsel der Perspektive sind ein erster entscheidender Schritt, unser Weltbild zu beeinflussen und irgendwann vielleicht auch zu ändern. Entscheidend ist es, langsam andere Fragen zu stellen…

In unserer heutigen Welt ist es kaum noch möglich, sich einen anderen Blickwinkel zu schaffen, sprich das bunte Treiben aus anderen Perspektiven und Richtungen zu bewerten. Nur wenige Menschen werden überhaupt dazu ermuntert, einmal unkonventionelle Fragen zu stellen, für die meisten gibt es nur wenige Anhaltspunkte, aus vorgegebenen Bahnen auszubrechen. Es gilt also: „Was die Medien nicht reflektieren und behandeln, ist nicht präsent.“

Dabei hat der moderne Mensch gelernt, vor allem zu konsumieren, auch Wissen. Seine Wahrnehmung der Welt wird durch einen Markt bestimmt, er sieht das und beschäftigt sich nur mit dem, was der Markt ihn sehen lässt. Auch die angeblich so unabhängige, objektive und freie Berichterstattung orientiert sich an Kriterien der Nachfrage und so wird noch lange nicht jeder, der etwas zu sagen und zu mahnen hat, auch gehört. Die Chance zu sprechen basiert auf der Chance, es auch gewinnend abzusetzen.

Damit wird es schwer, eine wirkliche Gegenöffentlichkeit für bestimmte Themen zu schaffen, denn der konventionelle Weg, der legale, wird zwar immer gefordert, aber er verschließt sich gleichermaßen vehement. Andere Wege müssen gefunden werden, leider aber mit der Entbehrung einer negativen Konnotation aller Bemühungen.

So würde es wohl über einen G20-Gipfel ohne Demonstranten und mögliche Ausschreitungen kaum eine kritische Auseinandersetzung geben. Zuerst muss also eine Öffentlichkeit geschaffen werden, die in diesem Falle nur über Ausschreitungen gelingt, damit im Zuge dessen auch inhaltliche Aspekte einen Markt finden. Doch diese Wahrnehmung kann nicht mehr erzeugt werden innerhalb der als legal geltenden Parameter. Absurd leider, denn seine Kraft verliert ein Protest oftmals genau über diesen Verlust konventioneller und akzeptierter Methoden und Vorgehensweisen. Am Ende bleibt der Eindruck von Krawall und Gesetzesbruch, die eigentliche Message kommt nur noch selten durch.

Ähnlich ist es mit Aufklebern und Graffitis, die im Stadtbild eine bestimmte Botschaft transportieren können. Auch sie sind nicht legal, der Aktivist muss oft mit saftigen Strafen rechnen, wenn er auf diesem Wege eine Öffentlichkeit für bestimmte Themen schaffen will.

Sichtbarkeit positiv und wirksam erzeugen ist also schwer und doch scheint es immer wichtiger, sinnvolle Wege zu finden, Diskurse zu hinterfragen und aufzuzeigen. Gerade heute, wo der moderne Mensch so sehr in kapitalistischen Diskursen verfangen scheint, dass er jedwede Realität ausschließlich in wirtschaftlichen Maßstäben zu messen vermag.

Hard Facts:

Unsere Kurve ist klar gegen Rassismus, Antisemitismus, Homo- und Transphobie sowie Sexismus. Und Querdenker/innen und Impfgegner/innen können auch gleich wegbleiben!