‚Von einem der auszog, kein Ultra zu sein‘

‚Von einem der auszog, kein Ultra zu sein‘

„Wie?“, werden sich jetzt einige fragen, „wie kann man denn nicht Ultra sein wollen?!?!“ Tja, wie kann man nicht Ultra sein wollen? Fangen wir erstmal damit an zu ergründen, was eigentlich ‚Ultra‘ ist. Und da haben wir auch schon das erste schwerwiegende Problem: Niemand kann genau sagen, was eigentlich ‚Ultra‘ ist. Es gab nie einen Konsens über eine Definition. Es gab nie einen Herrn Ultra, der eine ‚Declarations of Ultrence‘ verfasst hat. Niemand hat seine 95 Thesen zum Thema Ultra an ein Stadiontor genagelt, niemand hat die Zehn Ultra-Gebote in Stein gemeißelt. Und erst recht nicht gab es eine ‚Magna Ultra‘ oder einen ‚Code Ultra‘.

Aus dieser Definitionslosigkeit folgt, dass ein Jeder beschließen kann, was ein ‚Ultra‘ ist. Für die einen ist es dies, für andere das. Aber eins haben sie alle gemein: Sie nennen sich selbst ‚Ultra‘. Und so stecken sie sich selbst in eine Schublade. Denn egal, was diese Menschen für sich persönlich als ‚Ultra‘ definieren, sie landen unweigerlich mit allen anderen in einem Topf. In dieser Schublade sitzt dann der, der sein ganzes Herzblut an seinen Verein vergibt, ihn wo es geht unterstützt und ihn überall hin begleitet und supportet neben dem Riot-Fanatiker, der es als toll erachtet, einem Familienvater vor den Augen seines Kindes Schläge anzudrohen, wenn er ihm nicht sofort seinen 08/15-Fanshop-Schal überreicht. Diese beiden Menschen kennen sich vielleicht nicht. Wahrscheinlich würden sie sich nicht einmal leiden können. Und trotzdem: Sofort wenn sie sich selbst als ‚Ultras‘ bezeichnen, sitzen sie gemeinsam in einer Schublade fest.

Was ist aber die Konsequenz aus diesen Erkenntnissen?
Eigentlich kann sie nur folgendermaßen lauten: Trennt euch von diesen Begriffen!!! Sie helfen keinem weiter und schränken uns in unserer Kreativität ein. Ja, ich gehe sogar so weit zu sagen, dass sie uns gewissermaßen unserer Freiheit berauben. Und ist es nicht das, was wir dem sogenannten „Modernen Fußball“ vorwerfen? Dass er uns nämlich die Freiheit nimmt, Fußball so zu leben, wie wir es wollen?

Die entscheidende Frage lautet also: Können wir den Vereinen, den Medien usw. vorwerfen, dass sie uns nicht so leben lassen wie wir es wollen, wenn wir uns gleichzeitig selbst so in unserer Freiheit beschränken, indem wir uns in Begrifflichkeiten verlieren und unserem Tun Grenzen setzen?