Trainingslager Tag 1
Nach einer durchzechten Nacht ging es kurz nach drei Richtung Flughafen. Eigentlich hätte alles so einfach sein können, bis ich mich in meinem Trancezustand, der fehlende Schlaf machte sich langsam bemerkbar, entschied, einfach mal am Eppendorfer Markt aus dem Bus zu steigen, anstatt wie vorgesehen am Winterhuder Marktplatz. Hinzu kam, dass mich einer der wartenden Kaoten darauf hinwies, dass unser Anschlussbus in fünf Minuten abfahren sollte. Ich also mit Koffer im Schlepptau die zwei Stationen in Rekordzeit gelaufen, um es dann doch noch rechtzeitig vor Abfahrt des Busses zu schaffen, die anderen leicht erheiterten, wartenden Kaoten zu begrüßen. Am Airport angekommen wurde erst mal eingecheckt und sich anschließen günstig positioniert, um die nach und nach eintreffende Mannschaft zu beobachten, die nicht schlecht staunte, als wir, die wahren Fans des SCV ;-), mit ihnen im Flugzeug saßen. In Palma angekommen traf man dort auf den Rest der Mannschaft, die echt beeindruckt dreinschaute.
Nach der Kofferausgabe ging es dann gleich weiter zum Autoverleih und danach Richtung Osten in unseren Urlaubsort Portocolom. Die Stimmung war recht ausgelassen, doch als wir dann noch unsere Pension sahen, gab es kein Halten mehr. Einfach nur geil! Kurze Zeit später ging es in den nächstgelegenen Supermarkt, um sich für die nächsten Tage einzudecken. Es wurde zusammen gekocht und danach ging jeder seiner Wege und ließ das bis jetzt Geschehene erst mal auf sich wirken.
Unser erstes Testspiel sollte heute noch stattfinden, also machten wir uns pünktlich auf den Weg, um sämtlichen Fails, die nun mal vorkommen könnten, vorzubeugen. Wie erwartet kam es genau zu dieser Situation, gleich beide Navis gaben den Geist auf und sorgten kurze Zeit für etwas Unruhe, die sofort gelegt war, als wir das Stadion in Santanyi erreichten. Unser erstes Testspiel fand gegen CD Santanyi aus der spanischen 4. Liga statt, derzeit immerhin Tabellendritter. Wir kamen doch noch rechtzeitig vor dem Anpfiff an, um noch ein paar Schnappschüsse zu schießen und in Ruhe unsere extra für das Trainingslager angefertigten Fahnen an die Brüstung der Tribüne zu hängen.
Das Stadion lag etwas außerhalb gelegen und hatte eine leicht ranzige Tribüne, die aber ihren Charme hatte. Nennenswert ist auf jeden Fall noch der Kunstrasenplatz, der etwa die Grashöhe eines normalen Platzes hat und zum Erschrecken aller, die sich in Spielfeldnähe aufhielten, dementsprechend bewässert wurde. Der SCV zeigte sich in der ersten Hälfte nicht gerade von seiner besten Seite, nach einiger Zeit stand es 2:0 für Santanyi, kurz vor der Pause konnte durch Hinzmann noch der Anschlusstreffer per Kopf erzielt werden.
Die zweite Hälfte sollte einiges mehr zu bieten haben: Nicht nur, dass Nordkaos den Schiedsrichter stellen durfte, sorgte für unsere Erheiterung. Unser Unparteiischer legte eine solide Leistung an den Tag, dafür nochmal Respekt! Unser Team war wie ausgewechselt, nach dem Ausgleich von Jan Vierig drehte nicht nur der lang verletzte D’Urso komplett durch und erhöhte auf 2:4, sondern auch Asante zeigte sich in Bestform. Zum Ende hin nahm das Team etwas das Tempo raus und spielte die letzten Minuten auf einen sicheren Sieg hin. Beim Auslaufen wurde die Mannschaft für diese starke Leistung gefeiert und unser Schiedsrichter erhielt einen Sixer zur „Belohnung“. Mit stolzgeschwellter Brust zogen wir von dannen und erkundeten noch unseren Urlaubsort, bevor es zur Besprechung der nächsten Tage zurück in die Finca ging. Der erste Tag unserer Europatour kann als Erfolg gewertet werden, es wird sich in den nächsten Tagen sicher noch die ein oder andere Situation ergeben, die in die Geschichte unserer kleinen, aber feinen Gruppe einfließen wird…
Meine Halbzeit im Europapokal
Die Mannschaften standen schon auf dem Platz, eines der ganz großen Highlights des Trainingslagers des SC Victoria 2012 auf Mallorca konnte beginnen: Ein internationales Testspiel zwischen dem SCV und dem spanischen Viertligisten CD Santanayi. Es fehlte nur noch ein kleines Detail: Ein Schiedsrichter. Kurzerhand erklärte sich ein Betreuer der Gastgeber dazu bereit, diesen nicht ganz unwichtigen Part für die erste Halbzeit zu übernehmen. Für die zweite Hälfte hingegen sollte eine Person aus dem blau-gelben Tross diese Rolle einnehmen.
Wie der ein oder andere sicherlich weiß, sind einige Kaoten Mitglieder der Schiedsrichterabteilung. So lag es nahe, dass wir gefragt wurden, ob wir uns vorstellen könnten, eine Halbzeit lang ein internationales Testspiel zu leiten. Ein an sich verlockender Gedanke, allerdings sprach dagegen, dass wir mit Herren-Fußball auf Großfeld alle keine Erfahrungen gemacht hatten und auch die konditionelle Herausforderung ließ uns ein wenig zurück schrecken. In der Halbzeit allerdings wurde noch einmal etwas panisch nachgefragt, ob wir das nicht doch machen könnten. Beide Mannschaften waren bereits wieder auf dem Platz, die zweite Hälfte drohte aufgrund des Spielleitermangels ins Wasser zu fallen. In dieser scheinbar ausweglosen Situation ließ ich mich dann doch dazu überreden, das Spiel heroisch vor dem Abbruch zu retten (wer leichte und auch weniger leichte Übertreibungen findet, darf sie gerne behalten).
Da war ich nun also: Bisher höchstens mal eine D-Jugend auf Kleinfeld gepfiffen, sollte ich auf einmal Oberliga-Herren und spanische Viertligisten davon abhalten, sich auf den schier unendlichen Weiten eines Großfeldes gegenseitig die Knochen zu brechen. Technik und Tempo waren dann natürlich etwas höherklassig einzuschätzen, als wenn kleine Knirpse auf den Ball eindreschen und hoffen das Ding irgendwie im Tor zu versenken. Auch die ganze Abseitsthematik war völliges Neuland für mich, zumindest aus Schirisicht. Probleme bekam ich aber zunächst kurzzeitig mit den ganz grundlegenden Dingen, die mich regelmäßig auch bei den Jugendspielen überfordern: Wer spielt eigentlich auf welcher Seite und in welche Richtung muss ich daher folglich meinen Arm bei Einwurf etc. heben? Nachdem ich das aber nach wenigen Augenblicken drauf hatte, konnte ich mich tatsächlich darauf konzentrieren, was die beiden Teams da so veranstalteten. Freundlicherweise ließen sie in Zweikämpfen durchaus Fairness walten, sodass ich nicht allzu oft eingreifen musste. Auch potenziell strittige Abseitssituationen entschied ich mit Hilfe meines Adlerauges nach bestem Gewissen (aka Bauchgefühl). So konnte ich aus bester Position den ein oder anderen sehenswerten Spielzug genießen und mich ansonsten viel damit beschäftigen, wie lange 45 Minuten eigentlich so sein können. Aber gerade als sich die Anstrengungen des Tages (auch wir hatten angesichts der frühen Abflugzeit wenig bis gar nicht geschlafen) langsam aber sicher bemerkbar machten, war meine Halbzeit im Europapokal auch schon vorbei. Victoria konnte in dieser einen 2:1-Rückstand in einen 4:2-Sieg umdrehen, und das durchaus ansehnlich und ganz ohne Nachhelfen von meiner Seite (Vgl. Spielbericht). Letztlich waren beide Teams zufrieden und auch ich bin froh diese Gelegenheit letztlich ergriffen zu haben. Sein eigenes Team in einem internationalen Spiel gepfiffen zu haben, das kann nicht jeder von sich behaupten!