Quo vadis, SCV?

Quo vadis, SCV?

Wir müssen da mal über etwas reden…

Zugegeben, was jetzt folgt, mag für den ein oder anderen Jammern auf hohem Niveau sein. Es gibt schließlich so viele Teams, die erheblich schlechter sind als der SC Victoria und noch nie einen Titel gewonnen haben – und wahrscheinlich auch nie werden. Trotzdem müssen wir mal über dieses Thema sprechen, denn wir bewegen uns hier nun mal beim SC Victoria Hamburg, der seines Zeichens (noch) der erfolgreichste Amateurverein in Hamburg ist.

Allerdings ist der letzte Titel mittlerweile sieben (!) Jahre her. Damals, es war in der Saison 2011/2012 wurden wir Meister und sind im Anschluss in die Regionalliga aufgestiegen. Auch unsere Pokalbilanz für diesen groben Zeitraum sieht herausragend aus. Wer es vergessen hat: Neben Partien gegen Nürnberg, Hannover, Freiburg und Oberhausen in der 1. Runde des DFB-Pokals standen wir damals sogar einmal gegen den VfL Wolfsburg in der 2. Runde! Das setzt natürlich jeweils den vorherigen Pokalgewinn in Hamburg voraus…

Aber was ist seitdem passiert? Auf die zwei sportlich enttäuschenden Jahre in der Regionalliga folgte die Wiedereingliederung in die Oberliga und ein von außen betrachtet durchaus respektables Abschneiden. Zweiter, Dritter, Vierter, Zweiter, Vierter – und aktuell findet sich der Verein auch auf dem dritten Rang der Tabelle wieder. Wie gesagt, das mag nun mancher als Jammern auf hohem Niveau betrachten, aber trotzdem schmerzt es doch ein wenig, dass der letzte Titel bereits so viele Jahre zurück liegt.

Natürlich haben sich die Umstände seitdem massiv verändert. Es ist schließlich kein Zufall, wenn man sich anschaut, dass die TuS Dassendorf in der Saison 2012/2013 aufgestiegen ist und seitdem ein Dauerabonnement auf den Meistertitel zu haben scheint. Und natürlich ist es durchaus klar, dass der SCV mit dem Geld, das in Dassendorf in Spieler investiert wird, nicht mithalten kann und/oder will. Und das ist auch gut so!

Immer nur alles auf Geld zu schieben, was bei anderen mehr oder gar im Überfluss vorhanden ist, reicht allerdings auch nicht aus, um die titellose Bilanz der letzten Jahre zu erklären. Der SCV hatte schließlich auch in seiner erfolgreichen Zeit mit Konkurrenten zu kämpfen, die (zumindest kurzzeitig) mit viel Geld gepimpt wurden. Ich erinnere da nur an Elmshorn oder Germania Schnelsen…

In Hamburg sind in jeder Saison zwei Titel vakant – und wenn es schon nicht reicht, um Meister gegen Dassendorf zu werden, hätte man sich ja auch mal wieder den Pokal krallen können. Zumal das Pokalspiel gegen Altona vor knapp einem Monat deutlich gemacht hat, dass der SCV durchaus mit Topmannschaften mithalten kann. Altona spielt derzeit eine Klasse höher, aber wir haben sie bis ins Elfmeterschießen gezwungen, ergo: Auch ein Team wie Dassendorf muss theoretisch schlagbar sein! Ja, auch Dassendorf könnte mit dem Kader in der Regionalliga antreten. Ja, in der letzten Saison war genau in Dassendorf auch Schluss mit dem Traum eines Pokalgewinns. ABER: Wer am Wochenende in Dassendorf beim „Topspiel“ der Oberliga dabei war, muss sich schon fragen, warum sich der SCV so in die Hosen gemacht hat, dass man schon zur Pause aussichtslos mit 0:4 zurück lag!

Aber, und darauf zielt die eigentliche Kritik dieses Textes: Der Tenor im Verein hat sich in den letzten Jahren ebenfalls verändert. Bescheidenheit mag zwar eine Tugend sein, aber wenn jedes Mal vor der Saison verkündet wird, „oben mitspielen“ zu wollen, macht man es sich – und auch den eigenen Spielern – zu leicht! Platz 3 aktuell – oh, dann ist ja alles im Lot, wir „spielen ja oben mit“. Da kann man sich ja jetzt zurücklehnen und sagen „Wir haben alles versucht, aber zu mehr als oben mitspielen langt es scheinbar nicht.“ Im Pokal gegen einen klassenhöheren Gegner ausgeschieden? Ja, aber wir haben ja lange gut mitgespielt, mehr ging einfach nicht.

Ich würde mir da allerdings wieder mehr Selbstbewusstsein im Verein wünschen! Wir sind hier beim SC Victoria Hamburg – DEM Aushängeschild des Hamburger Amateurfußballs. Wir haben ein verdammt geiles Stadion, das in Hamburg kein vergleichbares Äquivalent hat. Wir haben topmoderne Trainingsbedingungen auf allerfeinsten Kunstrasenplätzen. Wir haben hier einen Traditionsverein, der im kommenden Jahr sein 125-jähriges Jubiläum bestreitet – und zwar OHNE Vereinszusammenschlüsse und andere Schummeleien in seiner Historie.

Ist es da zu viel verlangt, wenn man in die Saison geht und vorher ganz deutlich sagt: „Ja, wir wollen Meister werden! Ja, wir wollen dafür sorgen, dass der Titel in der Hamburger Oberliga mal wieder an einen Hamburger Verein geht!“ – „Ja, wir wollen den Pokal gewinnen und uns als Underdog in unserem tollen Stadion einem überregionalen Publikum präsentieren?“ – „Ja, wir sind der geilste Hamburger Amateurverein! Punkt. Aus.Ende!“

Stattdessen haben wir noch nicht einmal November und die Tristesse ist bereits eingezogen. Ausscheiden im Pokal. Klatsche von Dassendorf, die bereits jetzt mit zehn Punkten uneinholbar die Tabelle anführen. Was bleibt da eigentlich noch übrig als Ziel für den Rest der Saison? Ach ja: Oben mitspielen…

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